Vorkommen in fast ganz Südamerika
Der Autor: Uwe. Becker, Lindenweg
4, 04603 Windischleuba veröffentlichte in der Zeitschrift "Kakteen
Sukkulenten", Jahrgang 22, Heft 1 / 2, 1987 S. 25 (DDR) einen sehr interessanten
Beitrag zur Pflege der Gattung Gymnocalycium.
Was soll ich da noch hinzufügen?!
Hier der Beitrag.
Blüherfolge bei Gymnocalycien durch optimale Kultur
Die Gattung Gymnocalycium hat sich in den
letzten Jahrzehnten zu einer an Arten und Formen recht umfangreichen Gattung
entwickelt. Dabei kann die Zusammenstellung von einigen ausgewählten
Arten ein recht buntes Bild ergeben. Pflanzen mit winzigsten Dornen, z.
B. Gymnocalycium ragonesii, stehen Arten wie Gymnocalycium cardenasanum mit bis zu
8 cm langen Mitteldornen gegenüber. Zwergige Pflanzen wie G. bruchii
kann man den riesig werdenden G. saglione und G. monvillei gegenüberstellen.
Nicht weniger abwechslungsreich gestaltet
sich die Blütenpracht der Gymnocalycien. Die manchmal noch vorgefaßte
Meinung, daß die Gymnocalycien alle langweilig weiß blühen,
ist keineswegs zutreffend. Besonders die Neufunde der letzten Jahre und
Jahrzehnte brachten die verschiedensten Blütenfarben hervor: von gelblich,
Gymnocalycium uebelmannianum, G. schatzlianum über rosa, G. horridispinum,
G. achirasense, bis zu den herrlich tiefroten Blüten des G. tillianum.
Auch viele weißblühende Arten
bringen eine Blüte mit intensiv rotem Schlund hervor, z. B. Gymnocalycium
pflanzii. Manche Blüten geben uns den Eindruck, als seien sie aus
Porzellan: Gymnocalycium capillaense, G. utterianum. Diese enorme Vielgestaltigkeit
macht selbst eine reine Gymnocalycium-Spezialsammlung nicht zu einem langweiligen
Bild.
Wenn auch hier nicht über das Für
und Wider von Spezialsammlungen gesprochen werden soll, so sind jedenfalls
die genannten Beispiele und die geringen Ansprüche dieser Pflanzen
ein Hauptgrund dafür, daß ich mich seit nunmehr 15 Jahren intensiv
mit dem Aufbau einer Gymnocalycien-Spezialsammlung befasse.
Wenn auch der allergrößte Teil
dieser Pflanzen leicht zu kultivieren ist, gibt es doch einige schwierige
Arten, die man bei falscher Pflege zwar nicht gleich einbüßen
muß, jedoch könnten diese bei richtiger Kultur wesentlich besser
aussehen und blühen.
Wo liegen nun die eigentlichen Besonderheiten.
Zunächst sollte man bedenken, daß die Gymnocalycien ein riesiges
Areal in Südamerika bewohnen. So unterschiedlichen Heimatgebieten
wie dem tropischen Paraguay und Bolivien mit dem dazwischenliegenden riesigen
Gran Chaco mit seinen Sumpfgebieten, Salzseen und Trockenwäldern,
Südbrasilien, Uruguay und vor allem Argentinien mit seinen unterschiedlichsten
Klimabedingungen bis hin zum Andenhochland übergreifend haben sich
die Gymnocalycien angepaßt.
Dass wir in unseren Sammlungen heimatliche
Bedingungen nicht nachahmen können, zeigt schon ein einziges, allerdings
extremes Beispiel: Im genannten Gran Chaco wurde Gymnocalycium griseopallidum
am Ufer eines Salzsees, im heißen, stark salzigen Ufersand gefunden.
Diese Pflanzen waren aber nicht etwa im Absterben begriffen, im Gegenteil!
Es liegt auf der Hand, daß wir zumindest die so unterschiedlichen
Heimatbedingungen zur Kenntnis nehmen sollten. Zum Beispiel müßten
die Gymnocalycien, die in Paraguay beheimatet sind, und das sind viele
Arten und Formen des Verwandtschaftskreises um
G. mihanovichii , G. friedrichii, G. damsii und G. tudae, eigentlich wie
Uebelmannia kultiviert werden. Nur dank ihrer weniger großen Empfindlichkeit
können sie auch eine wesentlich härtere Kultur überleben.
Ein Optimum ist das aber keinesfalls. Einige Gymnocalycium-Arten aus dem
Verwandtschaftskreis des G. mihanovichii können am heimatlichen Standort
sehr groß werden. Zum Beispiel kann die Varietät stenogonum
einen Durchmesser bis zu 15 cm und eine Höhe bis zu 30 cm erreichen!
Pflanzen des Formenkreises G. tudae, die ebenfalls im Chaco beheimatet
sind, können zu großen flachen Kugeln bis zu 20 cm im Durchmesser
heranwachsen. Gerade diese Arten sind aber in unseren Sammlungen, bis auf
wenige Ausnahmen, recht klein im Wuchs, oftmals kaum im Trieb und nicht
selten von der Sonne verbrannt. Eine Zeitlang blühen sie reich, verlieren
dann ohne sichtlichen Grund die Wurzeln und sind trotz aller Mühen
nicht so recht wieder in Trieb zu bekommen. Allerdings liegt das nicht
nur an der vielleicht zu kühlen Überwinterung, sondern dies ist
mehr eine Frage des richtigen Substrates, doch dazu komme ich noch.
Nun sind aber diese etwas schwierigen Arten
glücklicherweise in der Minderzahl. Der überwiegende Teil der
Gymnocalycien ist bezüglich der Temperaturansprüche sehr genügsam.
E. W. PUTNAM erwähnt in seinem Gymnocalycien-Buch bei G. bruchii sogar
Frostverträglichkeit bis zu minus 10°C! Auch andere Arten,
welche aus dem Bergland von Argentinien stammen, können ohne weiteres
Temperaturen um den Gefrierpunkt verkraften. Eine der robustesten Arten
dürfte in dieser Beziehung G. gibbosum sein. Diese Art mit ihren vielen
Formen und Varietäten bewohnt auch das größte Areal aller
Gymnocalycien, vom nördlichen Argentinien bis weit nach Süden,
fast bis zum 50. Breitengrad.
Zusammenfassung der Pflegeansprüche
bezogen auf die Gattung Gymnocalycium
I.
Überwinterungstemperaturen:
Für den größten Teil der
Gattung genügen Wintertemperaturen um 5 bis 8 °C, für einige
Gebirgsarten sind noch tiefere Temperaturen möglich.
Arten des Formenkreises G. mihanovichii
werden besser bei Temperaturen von 10 bis 15°C überwintert. Nur
bei sehr trockener Luft oder viel Frischluft sind ebenfalls tiefere Temperaturen
möglich.
Arten aus Bolivien: G. pflanzii und sehr
ähnliche Arten wie G. zegarrae, G. lagunillasense, G. millaresii,
G. comarapense und G. riograndense sind ebenfalls gegenüber niedrigen
Temperaturen bei gleichzeitiger hoher Luftfeuchtigkeit (Erdhaus, Keller
usw.) empfindlich. Besonders G. zegarrae bekommt dabei sehr schnell häßliche
Flecken, welche erst nach vielen Jahren langsam verwachsen. Übrigens
werden solche oder ähnliche Kälteschäden auch an Pflanzen
des heimatlichen Standortes beobachtet. Selbst in klimatisch warmen Gebieten
kommen außergewöhnliche Kälteperioden vor, und wenn diese
auch noch so selten sind, so sieht man trotzdem die Schäden (Flecken)
jahrelang. Wir können diese Schäden aber verhindern, indem wir
von vornherein diese Pflanzen aus Bolivien, ebenso wie die Arten aus dem
Choco, etwas wärmer oder wenigstens lufttrockener überwintern.
Das bekannte G. saglione ähnelt zwar den eben genannten bolivianischen
Arten, ist aber nur entfernt mit ihnen verwandt. Es ist in Argentinien
beheimatet und kann und sollte sogar kühler überwintert werden,
nur so kann man bereits an relativ kleinen Exemplaren Blüten erwarten.
Für die Gymnocalycien ist es günstig,
wenn man sie während der Winterruhe nicht so stark austrocknen (einschrumpfen)
läßt.
In modernen Kakteenbüchern kann man
lesen, daß die Gymnocalycien keine völlige Winterruhe benötigen
und daß man sie sogar in der wärmeren Wohnung überwintern
kann, mit ab und zu geringen Wassergaben. Im Prinzip ist das auch richtig,
trotzdem ist es für eine besonders reiche Blütenentwicklung vorteilhafter,
die Gymnocalycien bis an die Grenze der bereits genannten Verträglichkeit
kühler zu überwintern. Natürlich darf man dann keinen Tropfen
Wasser geben.
Eine etwas höhere Luftfeuchtigkeit
im Überwinterungsraum, welche für viele andere Gattungen mehr
oder weniger schädlich ist, muß für Gymnocalycien, ausgenommen
natürlich die bereits genannten empfindlicheren Arten, nicht unbedingt
ein Nachteil sein, da sie somit bis zum Frühjahr nicht schrumpfen
und dann ohne Störung zügig weiterwachsen können. In warmer
und in sehr trockener Luft überwinterte Gymnocalycien werden wahrscheinlich
mehr oder weniger stark einschrumpfen. Solche Pflanzen bringt man erfahrungsgemäß
im Frühjahr nur mit unnötig langer Verzögerung wieder in
Trieb. Man sollte dann schon lieber auch im Winter etwas Feuchtigkeit geben,
aber natürlich nicht so viel, daß womöglich vorzeitig der
Trieb angeregt wird.
Eine kurzfristige, erhebliche Temperaturschwankung
im Winter hat auf die Blütenentwicklung keinen negativen Einfluß.
Sie kann aber Verluste an Pflanzen durch Zurückdrängen der in
sehr kalter und feuchter Luft entstehenden Fäulnisherde verhindern.
Ich habe deshalb meine elektrische Gewächshausheizung auf 6°C
eingestellt, und ein zusätzlicher kleiner Kohleofen wird ein- oder
zweimal in der Woche, nur für wenige Stunden, tüchtig eingeheizt.
Seither sind so gut wie keine Winterverluste mehr zu verzeichnen.
Unbedingt sollten Blütenreste von
den Pflanzen entfernt werden! Diese könnten in feuchtkalter Umgebung
sehr schnell in Fäulnis übergehen und den Totalverlust der Pflanze
verursachen.
Zusammenfassend kann man sagen, daß
selbst die empfindlicheren Arten der Gymnocalycien noch Winterbedingungen
aushalten, unter denen manche wärmeliebenden Cereen, wie z. B. Pilosocereen,
nicht einen Winter überstehen. Selbst Cleistokakteen haben in manchem
Gewächshaus (Erdhaus) Schwierigkeiten, wogegen sich die Gymnocalycien
sehr gut entwickeln und sehr reich blühen. Sonstige Anforderungen,
wie etwa das Lüften an frostfreien Tagen, gilt sicher für fast
alle Kakteen und braucht daher nicht extra erwähnt zu werden
II.Sommertemperaturen
In puncto Sommerunterbringung sind die
Gymnocalycien sehr genügsam. Das, was man für sie im Sommer eigentlich
am wenigsten braucht, ist ein Gewächshaus. Lediglich die wärmeliebenden
Arten aus Paraguay kommen bei etwas feuchtwarmer Unterbringung im Frühbeet
oder Gewächshaus besser voran.
Es gilt also, so viel frische Luft als
möglich für die Gymnocalycien! Im Hochsommer kann im Gewächshaus
an ungünstigen Stellen die Temperatur bis über 50°C steigen.
Diese Temperaturen sind für alle Gymnocalycien mehr oder weniger schädlich.
und für einige Gebirgsarten können sie sogar den Tod bedeuten.
Als sehr empfindlich hat sich in meiner
Sammlung diesbezüglich G. mostii herausgestellt.
Hat man nicht genügend Möglichkeiten
zur Belüftung, kann man sich mit einem im Gewächs-haus angebrachten
Ventilator aushelfen. Durch die ständige Luftbewegung sind dann kaum
noch Überhitzungsschäden zu verzeichnen.
Die Gymnocalycien können im Sommer
also sehr gut im Freien aufgestellt werden. Wenn es nicht gerade ein langer
Dauerregen ist, schadet ein auf die Pflanzen fallender Regen überhaupt
nicht, sofern man durchlässiges Substrat verwendet.
Ich kenne eine Sammlung. die wegen Bauarbeiten
am Gewächshaus monatelang im Freien auf einem großen Tisch unter
einem Baum aufgestellt wurde. Der Sommer 1985 war nicht gerade arm an Regen,
und trotzdem sahen alle Gymnocalycien zwar etwas schmutzig, jedoch sehr
gesund aus. Viele blühten, von Fäulnis keine Spur!
III.Substrat
Ich werde mich auch hier darauf beschränken,
nur die Besonderheiten bei Gymnocalycien aufzu-führen. Gerade über
Kakteensubstrat wurde in Zeitschriften und Büchern zur Genüge
jede mögliche Variante vorgestellt. Als Möglichkeiten werden
von reiner Hydrokultur über die Aufzählung einer „Mixtur“ mit
genauer Prozentangabe der Anteile eigentlich alles genannt. Nichts davon
ist sicher grundlegend falsch, und man kann auch fast all diese Vorschläge
ebenfalls für die Gymnocalycien anwenden.
Eines sollte aber bei der Kultur der Gymnocalycien
ganz dick unterstrichen werden, nämlich daß das Substrat stets
eine schwach saure Bodenreaktion aufweisen sollte. Sobald sich diese in
eine alkalische Reaktion ändert, hört das Wachstum der Gymnocalycien
auf. Manche Arten, die mit ihren feinen, braunen Wurzeln an größtenteils
humosen Boden gewöhnt sind, verlieren dann sehr schnell ihre Wurzeln.
Viele robustere Arten reagieren zwar nicht so schnell, aber den lebenswichtigen
Anspruch auf ein saures Milieu sollte man unbedingt bei allen Gymnocalycien
berücksichtigen. So manches als schlecht wachsend und wurzelempfindlich
verschrieenes Gymnocalycium kann sich allein durch Umpflanzen in leicht
saures Substrat als leicht wachsende Pflanze herausstellen.
Ein reichlicher Zusatz an Mineralien entspricht
fast allen Gymnocalycium Substraten des heimatlichen Standortes. Als Beimengung
für unser Substrat eignet sich besonders ein etwas sauer reagierender,
stark verwitterter Granitgrus. Auch Ziegelgrus, wenn auch im pH-Wert nicht
so günstig wie Granit, kann man sehr gut als Beimengung zur normalen
Kakteenerde verwenden.
Mit einem rein mineralischen Substrat
kann man gerade bei Gymnocalycien sehr überzeugende Erfolge erzielen.
Einige bekannte Sammlungen in der CSSR, darunter die von Dr. SCHUTZ, wachsen
seit Jahrzehnten erfolgreich in reinem roten Ziegelgrus.
Auch ich kultiviere meine Pflanzen seit
fast zehn Jahren in einer Mischung aus Ziegelsplitt von gelben und roten
Ziegelsteinen und zur anderen Hälfte aus Basaltsplitt.
Gute, kräftige Bedornung, kaum Pflanzen,
bei denen ein Wachstumsstillstand zu verzeichnen ist, reichlich Wurzeln
und vor allem viele Blüten überzeugen von der Richtigkeit dieser
Methode. Obwohl es sicher noch bessere mineralische Substrate als Ziegelgrus
gibt scheitert es doch meist an der Möglichkeit, diese billig zu beschaffen;
Daß es manchmal schon genügt, wenn man sich. in seiner heimatlichen
Umgebung etwas intensiver umschaut, beweist uns Egon MATTHES. Er berichtet
über einen leicht sauren, stark verwitterten Granitgrus im Gebiet
von Kirchberg und hat, wie ich mich selbst überzeugen konnte, mit
der Kakteenkultur in diesem Granit sehr gute Erfolge.
Bei diesem bereits von Haus aus etwas sauren
Substrat ist es nicht ganz so wichtig, auf die Ver-wendung von leicht saurem
Gießwasser zu achten, wie es etwa bei dem neutralen Ziegelgrus der
Fall ist. Bei rein mineralischem Substrat, gleich welcher Art, muß
man während der Wachstumsperiode mit Dünger nachhelfen. Mit der
Verwendung von Tropaphil und Wopil (Wopil ist für die Erhaltung des
günstigen pH-Wertes besonders geeignet) kann man sehr gute Erfolge
erzielen. Wem aber eine erdlose Kultur nicht zusagt, kann sich auch für
die Gymnocalycien eine Erdmischung zusammenstellen. Doch sollte auch bei
der Erdkultur der mineralische Anteil recht hoch sein. Da der Nährstoffbedarf
der Gymnocalycien ziemlich groß ist, kann man neben reichlich Gesteinsgrus,
scharfem Sand und etwas Lehm auch gute Komposterde statt der oft empfohlenen
Lauberde beimischen.
Entscheidend ist es nicht, die einzelnen
Anteile womöglich in genauen Prozenten anzugeben, sondern wichtig
ist, daß das fertige Substrat locker und luftdurchlässig bleibt
und keinen Kalk enthält. Fast noch wichtiger ist, daß bei verbrauchtem
Substrat unverzüglich in frisches umgepflanzt wird. Besser notfalls
jedes Jahr umpflanzen, als die Gymnocalycien in zu kleinen Töpfen
oder in verkalktem, verkrustetem und ausgelaugtem Substrat zu belassen.
Außer den hier aufgezeigten Besonderheiten
gelten für das Gymnocalycien-Substrat die gleichen Anforderungen,
wie man sie an jede normale Kakteenerde stellt. In fast allen Kakteenbüchern
und Zeitschriften wird Torfmull für die Verbesserung des Substrates
oder Gießwassers empfohlen. Natürlich stimme ich dem vollkommen
zu, nur leider nützen uns diese Tips wenig, wenn guter Torf-mull gar
nicht oder nur noch sehr selten erhältlich ist. Daß es auch
ohne Torfmull geht, beweisen zumindest die Erfolge in meiner Kakteensammlung.
IV.Feuchtigkeit
Auch wenn wir ein luftiges, lockeres und
mineralisches Substrat verwenden, so darf es aber dadurch nicht die Fähigkeit
verlieren, die Feuchtigkeit eine bestimmte Zeit zu halten. Diese Fähigkeit
sollte auch bei erdloser Kultur durch die Porosität des Materials,
wie etwa bei Ziegelsplitt oder Granit, gegeben sein. Gymnocalycien lieben
zum gesunden Wachstum eine ständige milde Feuchtigkeit des Substrates.
Das Wachstum wird im Frühjahr bei
schönem Wetter durch Übersprühen der Pflanzen eingeleitet.
Die Knospen werden meist erst später sichtbar wenn die Pflanzen bereits
in Trieb sind. Es besteht hier nicht die Gefahr, daß bei vorzeitigem
Gießen die Knospen wieder eintrocknen, wie es bei einigen anderen
Gattungen sehr schnell der Fall sein kann (Oroya, Helianthocereus u. a.).
Ein ausgesprochener Frühblüher ist G. bruchii, bei dem die Knospen
oft schon erscheinen, wenn die Pflanzen noch im Winterquartier ruhen.
Sind die Gymnocalycien gesund, sollten
sie während der Wachstumsperiode stets reichlich mit Wasser versorgt
werden, ohne daß das Substrat klitschnaß ist.
Es würde zu weit führen, hier
genaue Rezepte für die einzelnen, nicht empfindlichen oder emp-findlicheren
Arten zu geben. Zu viele unterschiedliche Faktoren, wovon das Substrat
nur einer ist, sind verantwortlich, daß vielleicht eine Pflanze hier
gut wächst und woanders stagniert. Wichtiger ist es, die Pflanzen
ständig zu beobachten und auch in puncto Gießmenge eigene Erfahrungen
zu sammeln.
Am heimatlichen Standort wurden einzelne
Gymnocalycium-Arten in ganz erstaunlichen Verhältnissen aufgefunden.
G. schroederianum wurde von BUINING im Westen von Uruguay am Rio Uruguay
in sumpfigem Gelände direkt am Fluß in nasser Erde nachgesammelt.
Gymnocalycium fleischerianum, darüber berichtet Wilhelm KNOLL von
einer Reise nach dem Nordosten von Paraguay: „Auffallend war, daß
diese sowohl im Körper als auch in der Blüte wunderschöne
Art in einem für Kakteen sehr feuchten Gebiet wächst. Das ganze
Jahr über fällt reichlich Regen, die Niederschlagsmenge nimmt
zwar im Winter ab, doch richtig trocken ist es nie.“
Andere Autoren berichteten von Überschwemmungen,
durch welche die Gymnocalycien wochenlang unter Wasser standen oder von
G. mihanovichii, welche ausgegraben wurden, wobei sich in diesen Löchern
sofort Wasser sammelte.
Im völligen Gegensatz dazu müssen
aber viele Gymnocalycium-Arten extrem trockene Perioden überstehen.
Sie wachsen oft auch im Geröll oder an Steilhängen. Viele verkriechen
sich regelrecht im Boden und sind durch wochenlang ausbleibenden Regen
ganz und gar mit Staub bedeckt (Gymnocalycium rogonesii, G. ferrarii u.
a.).
Viele Arten wachsen aber auch unter ganz
„normalen“ Bedingungen in gemäßigtem Klima, wie etwa in Uruguay,
wo Gymnocalycien in guter, humoser Erde im Gras versteckt oder unter Sträuchern
vorkommen.
Schon diese wenigen Beispiele zeigen,
daß man solche unterschiedlichen Heimatbedingungen nicht ohne weiteres
übernehmen kann, und die Praxis bestätigt, daß eine derart
unterschiedliche Kultur absolut nicht notwendig ist.
Derartige Standortbeobachtungen können
lediglich Hinweise geben, daß möglicherweise diese oder jene
Art auch in der Kultur mehr Wasser verträgt.
An warmen Tagen hat sich gerade bei Gymnocalycien
ein abendliches Überbrausen bzw. Über-sprühen mit warmem
Regenwasser bewährt. Man braucht hier nicht ängstlich zu sein,
denn erstens trocknen Gymnocalycienkörper recht schnell wieder ab,
und zudem kann man keinen Schäden anrichten da weder weiße Wolle
noch Haare verschmutzt werden können. Die Pflanzen fühlen sich
aber sichtlich wohl, und man kann außerdem die herrliche Färbung
der feuchten Dornen bewundern. Im Winter gilt hier das gleiche wie bei
allen anderen Kakteen völlig trocken, oder nur so viel Wasser daß
keinesfalls der Trieb angeregt wird. In der Regel gilt das für Gymnocalycien
von Oktober bis April.
V.Lichtbedürfnis der Gymnocalycien
Sicher ist den meisten Kakteenfreunden
bekannt, daß gerade Gymnocalycien nicht zu den licht-hungrigsten
Kakteen zu zählen sind. Die meisten unserer aus Samen gezogenen Gymnocalycien
unterscheiden sich in der Bedornung nicht so außerordentlich von
den Standortpflanzen, wie es etwa bei Hochgebirgskakteen der Fall ist.
Wir wissen z. B., daß Haageocereen fast nur am Standort unter starker
UV-Strahlung ihre kräftigen Mitteldornen hervorbringen. Ähnlich
ist es mit der herrlichen, roten Bedornung der Ferokakteen oder der schneeweißen
Bereifung der Copiapoa cinerea. Solche hohen Anforderungen an das Licht
stellen die Gymnocalycien bei weitem nicht.
Bezeichnenderweise hoben meist auch nur
die Gymnocalycien, weiche auch am Standort in voller Sonne und im Gebirge
stehen, eine Bedornung, die mit der unserer Pflanzen nicht unmittelbar
vergleichbar ist. Nur ein Beispiel: Der Artname des Gymnocalycium nidulans
bedeutet übersetzt „nestartig“ aber erst, wenn man Pflanzen vom Standort
in Argentinien gesehen hat, kann man ver-stehen, warum diese Art so benannt
wurde. Äußerst dicht verflochtene graue Dornen lassen den Pflanzenkörper
nicht erkennen, und man könnte diese große, graue, flache Kugel
wirklich mit einem Nest vergleichen.
Arten, die am Standort in hohem Gras oder
Gestrüpp verborgen sind, zeigen dagegen fast immer viel vom Pflanzenkörper,
und in der Tat ähneln unsere Kulturpflanzen diesen Standortpflanzen
zum Verwechseln. Die altbekannte Faustregel für die Kakteenfreunde,
„je mehr Grün die Pflanze zeigt, um so weniger Sonne benötigt
sie“ trifft auch für die Gymnocalycien zu.
In der Regel sollten wir also den stark
bedornten Gymnocalycien einen recht hellen Stand geben. Wenn auch einige
dieser stark bedornten Arten, z. B. Gymnocalycium horridispinum, entgegen
den Erwartungen in Argentinien im Gras verborgen aufgefunden wurden, so
ändert es trotzdem nichts an der Tatsache, daß sie bei uns reichlich
Sonne wollen und dabei um so schöner ihre herrliche Bedornung entwickeln.
Eine ganze Anzahl von Gymnocalycien zeigt
zwar viel vom Pflanzenkörper, jedoch haben diese eine dunkle bis fast
schwärzliche Epidermis. Diese oft auch rötlichbraune Färbung
ist bei diesen Gymnocalycien keine Verbrennungserscheinung, sondern arteigen.
Die meisten dieser Arten stammen aus den Bergen von Argentinien und schützen
sich mit einer derben Epidermis gegen die intensive Sonnenbestrahlung.
Auch in unseren Sammlungen kann man diesen Arten reichlich Sonne zumuten.
Es sind dies, um nur einige bekannte zu nennen: Gymnocalycium quehlianum,
G. ragonesii, G. stellatum (Syn. G. asterium Y. ITO) und G. bodenbenderianum.
Die Gymnocalycien aber, die wirklich nur
sehr vorsichtig in die Sonne gestellt werden sollten, sind die vielen Formen
und verwandte Arten um G. mihanovichii und G. tudae und das recht empfindliche
G. chiquitanum (Syn. G. hammerschmidii BACKEB.). Es sind also wieder die
Arten, die auch bei uns im Winter recht empfindlich reagieren. Hier gilt
unbedingt die Regel: je weniger diese Arten sich im Trieb befinden (zeitiges
Frühjahr, Wurzelschäden o. ä.), um so weniger dürfen
sie der Sonne ausgesetzt werden. Es ist dann auf alle Fälle besser,
intensiv zu beschatten. als die Pflanzen mit hellroter, eingeschrumpfter
Epidermis dahinvegetieren zu lassen und vergeblich auf einen Neutrieb zu
warten.
Die Kakteen zu beschatten, ist keine Schwierigkeit.
Wer sich die Mühe sparen will, die Scheiben des Gewächshauses
anzustreichen, übrigens nehme ich dazu weiße, stark mit Wasser
verdünnte Plakatfarbe, legt einfach auf die gefährdeten oder
bereits geschädigten Gymnocalycien einen Bogen Seiden- oder Zeitungspapier.
Notfalls muß man das Seidenpapier den ganzen Sommer über auf
den Pflanzen belassen. Nur so können sich bereits „sonnengeschädigte“
Gymnocalycien wieder langsam erholen.
Wenn die Gymnocalycien aber in Trieb sind
und der Pflanzenkörper prall gefüllt ist, sind auch bei diesen
schattenliebenden Arten keinerlei Verbrennungen zu befürchten. Auch
für das bekannte, viel Grün zeigende G. denudatum liest man immer
wieder die in der Kakteenliteratur gemachte Empfehlung: „im Frühjahr
sorgfältig vor Verbrennungen schützen“, aber das wäre lediglich
für eingeschrumpfte und keinen Trieb zeigende Pflanzen angebracht.
Viel empfindlicher sind dagegen die bereits
genannten G. mihanovichii, G. tudae und G. chiquitanum. Im Zweifelsfall
sollte man lieber etwas mehr beschatten oder wenigstens die Pflanzen beobachten
und keine Rotfärbung der Epidermis zulassen. Besonders ab Frühherbst
aber kann und soll man allen Gymnocalycium-Arten so viel Sonne wie möglich
geben. Die Herbstsonne wirkt sich besonders günstig auf die Knospenentwicklung
des kommenden Jahres aus.
Eine helle Überwinterung ist dagegen
bei Gymnocalycien nicht unbedingt notwendig. Ich selbst muß mein
Gewächsheus von November bis März mit Folie, Strohmatten und
Laub so sicher isolieren, daß kaum noch Licht an die Pflanzen kommt.
Der reiche Blütenflor ab Mai beweist mir, daß diese recht dunkle
Überwinterung sich nicht negativ auswirkt. Lediglich der Übergang
vom dunklen Überwinterungsraum in die Frühjahrssonne ist sehr
gefährlich, und man sollte dann wenigstens kurzfristig alle Gymnocalycien
beschatten.
VI.Schädlinge
Die Schädlingsbekämpfung beschränkt
sich bei Gymnocalycien fast ausnahmslos auf Wurzelschädlinge, denn
die Epidermis der Gymnocalycien ist relativ derb und somit kaum Angriffspunkt
für Spinnmilben, Schildläuse oder ähnliche Schädlinge.
Ansonsten treffen auch für Gymnocalycien
alle diesbezüglichen in der Kakteenliteratur erwähnten Bekämpfungsmittel
und Methoden zu. Trotzdem kann nicht genug betont werden, wie wichtig ge-sunde
Wurzeln für das Wachstum unserer Kakteen sind. Wurzelschädlinge
erkennt man meistens leider erst, wenn aus einem unerfindlichen Grund trotz
guter Pflege das Wachstum der Kakteen stagniert. Wenn man dazu noch die
Pflanzen, die einfach nicht wachsen wollen, austopft und dabei keine Schädlinge
erkennt, kann es sehr gut möglich sein, daß die Wurzeln von
Nematoden befallen sind. Der Verdacht verstärkt sich, wenn der Wurzelballen
der ausgetopften Exemplare wie ein „alter Rutenbesen“ aussieht, also ohne
Saugwurzeln. Zur Überprüfung hilft man sich, indem die Wurzeln
dieser Pflanzen in einem hellen Gefäß (Schüssel) mit Wasser
ausgespült werden.
Nur an den auf der Wasseroberfläche
schwimmenden Dauerzysten, die etwa 0,5 mm groß sind und wie kleine
braune Zitronen aussehen, kann man den Älchenbefall erkennen. Leider
haben sich gerade die Wurzelälchen immer mehr verbreitet. Sie werden
meistens irgendwann einmal mit neu erworbenen Pflanzen eingeschleppt. Die
weit verbreitete Unkenntnis der Kakteenfreunde, einmal über die Existenz
der Nematoden überhaupt und zum weiteren über die Möglichkeiten
ihrer Erkennung und Vernichtung, lassen die Verbreitung dieser Schädlinge
immer mehr zu.
Da es gegen diesen Schädling kein
absolut wirksames Gift gibt, bleibt uns nur die inzwischen in Büchern
und Zeitschriften recht häufig empfohlene „Warmwasserbehandlung“ der
Kakteen. Da diese Warmwasserbehandlung aber offensichtlich aufwendig und
kompliziert ist, lassen die Kakteenfreunde meistens auch die Finger davon,
und so bleibt alles wie es ist, die befallenen Pflanzen kümmern weiter
oder erholen sich vielleicht sogar kurzfristig nach dem Umpflanzen in frisches
Substrat. Erst kürzlich las ich in einem Kakteenbuch darüber:
„. . . aber wie soll man des in der Praxis durchführen, die Temperatur
20 Minuten lang auf 55°C halten?“ Bereits vor einigen Jahren habe ich
mir für diese Warmwasserbehandlung eine ganz einfache. aber sichere
Methode erarbeitet und wende diese seit Jahren zur Bekämpfung oder
Vorbeugung von Älchenbefall an.
An Material sind lediglich ein recht großer
Topf und ein Thermometer erforderlich. Das in der Literatur oftmals empfohlene
vollständige Eintauchen der Pflanzen in bis zu 55°C warmes Wasser
hat sich leider für die Gymnocalycien allzuoft als tödlich herausgestellt!
Man darf also die Pflanzen nur bis zum Wurzelhals in warmes Wasser tauchen.
Ich benutze für diese Prozedur einen großen, möglichst
breiten Wassertopf. Je größer der Topf, um so leichter läßt
sich die Temperatur gleichmäßig halten. Über der Wasseroberfläche
werden als Pflanzenhalterung zwei Drähte parallel angebracht, so daß
in diese Drähte später ein- oder mehrere Kakteen nebeneinander
eingehängt werden können. Die Kakteen müssen so weit ins
Wasser getaucht werden, daß sämtliche Wurzeln und zur Sicherheit
noch der gesamte Wurzelhals untergetaucht sind.
Vorher wird der Topf auf den Herd gestellt
und das Wasser auf eine Temperatur von 55°C gebracht. Es empfiehlt
sich, vorher das Thermometer auf Anzeigegenauigkeit zu testen. Man kann
dies mit einem Fieberthermometer sehr gut tun, da diese geeicht sind. Wenn
das Wasser entsprechend erhitzt ist, wird getestet, ob man mit der kleinsten
Gasflamme oder kleinsten Schalterstellung des Elektroherdes die Temperatur
etwa 20 Min. aufrechterhalten kann. Notfalls, wenn die Temperatur trotz
kleinster Schalterstellung noch steigt, kann man zwischen Topf und Herd
noch ein Drahtgeflecht o.ä. legen.
Nach einigem Probieren und bei genügend
großem Topf gelingt es mit dieser einfachen Methode, die Temperatur
mindestens 10 Minuten ohne jegliches Nachstellen um nicht mehr als 2°C
schwanken zu lassen. Die Pflanzenwurzeln sollten etwa 20 Minuten in Wasser
mit einer Temperatur von 50 bis 55°C getaucht sein. Nach dieser Prozedur
werden die Pflanzen aus dem Wasser genommen und sollten vor dem erneuten
Einpflanzen erst völlig abtrocknen, besonders für die Wurzeln
ist das nötig. Auch nach dem Einpflanzen sollte man mindestens etwa
10 Tage mit dem Gießen warten, da sich erst langsam wieder frische
Saugwurzeln bilden müssen. Wichtiger ist jetzt eine etwas gespannte
Luft und Beschattung durch aufgelegtes Seidenpapier. Daß man vor
dem Einpflanzen frisches Substrat und desinfizierte, gereinigte Töpfe
verwenden soll, ist wohl eine Selbstverständlichkeit.
Ich habe mit dieser Methode eine Anzahl
Gymnocalycien und anderer Kakteen erfolgreich behandelt. Es ist eine Schädlingsbekämpfung
ohne jegliches Gift völlig unschädlich und das einzige sichere
Mittel gegen Wurzelälchen. Starke Gifte, wie sie vielleicht die Gärtnereien
verwenden, sind dem Hobbykakteenliebhaber sowieso nicht zugänglich.
Deshalb finde ich es auch unnötig, auf Gifte wie Temik, Nemaphos oder
ähnliches hinzuweisen. Mit der Warmwasserbehandlung, die natürlich
einigen Aufwand erfordert, werden aber auch alle anderen möglichen
Wurzelschädlinge mit vernichtet, sozusagen als "Nebenwirkung".
Wer in seiner Sammlung einige „Sorgenkinder“
hat, welche einfach nicht wachsen wollen und kaum frische Wurzeln aufzuweisen
haben, sollte es ruhig einmal mit dieser Methode versuchen. Es ist erstaunlich,
wie schnell sich oftmals totgeglaubte, nun von ihren „Plagegeistern“ befreite
Kakteen erholen können. Solcherart behandelte Gymnocalycien kommen
bei guter Nährstoffversorgung bald zu recht flottem Wachstum und danken
die Behandlung im kommenden Frühjahr nach absoluter Winterruhe mit
einem reichen Blütenflor.
Schlußbemerkungen
Mit meinen Ausführungen wollte ich
die Schwerpunkte einer erfolgreichen Kultur der Pflanzen der Gattung Gymnocalycium
hervorheben. Meine Erfahrungen beschränken sich zwar auf die Gymnocalycien.
jedoch kann man viele Hinweise ebensogut auf andere Gattungen übertragen
Beispielsweise wachsen die Arten der Gattungen Gymnocalycium, Notocactus
und Frailea oftmals auf dem gleichen heimatlichen Territorium, und in der
Tat beanspruchen diese Pflanzen alle leichten Halbschatten und ein leicht
saures, luftdurchlässiges und nährstoffreiches Substrat.
Auch habe ich die Frage der Vermehrung
nicht extra angeführt, da man Gymnocalycien ohne erwähnenswerte
Besonderheiten relativ leicht aus Samen heranziehen kann. Allerdings ist
bei Gymnocalycien das Keimergebnis sehr vom Alter des Samens abhängig.
Sehr gute Ergebnisse hat man oftmals mit ganz frisch geerntetem Samen oder
mit etwa ein Jahr lang gelagertem Saatgut. Bei manchen Arten ist die Keimung
leider ein Lotteriespiel. Samen, der beispielsweise im Januar mit keinem
Korn keimt, kann dagegen im Mai zu einer hohen Prozentzahl aufgehen oder
aber auch umgekehrt. Bezeichnenderweise ist auch die Keimkraft von Importsamen
selten sehr hoch. Auch sollte die Außentemperatur nicht übertrieben
hoch sein. Dr. SCHUTZ gibt bei G. schickendanzii eine Temperatur von nicht
über 20 Grad an, sonst geht kein Korn auf. Das mag zwar eine Ausnahme
sein, jedoch gibt es bezüglich Aussaat keinerlei umfassende und gesicherte
Beobachtungen.
Anfänger sollten es mit großsamigen
Arten, wie G. denudatum, G. uruguayense, G. gibbosum und G. baldianum versuchen.
Diese Arten wachsen besonders leicht und schnell aus Samen heran. Wenn
der Gymnocalycium-Samen einmal gekeimt ist, wird die Aussaat wie jede andere
Kakteenaussaat kultiviert.
Manche Kakteenbücher empfehlen für
empfindliche Gymnocalycium-Arten das Pfropfen. Für einige, wenige
Arten mag dieses zwar zutreffend sein, jedoch fördert das Pfropfen
keineswegs den Blütenreichtum, auch wenn es in der Literatur immer
wieder behauptet wird. Man müßte dann schon ausgesprochene "Prachtexemplare"
von Unterlagen (starke Eriocereus jusbertii) zur Verfügung haben.
Nur etwa fingerdicke, aus Samen gezogene Unterlagen erfüllen ihre
Aufgabe meistens nur kurze Zeit zufriedenstellend, dann werden die gepfropften
Gymnocalycien von den gesunden und gut ernährten wurzelechten Exemplaren
ein und überholt. Das gilt sowohl für das Wachstum als auch für
den Blütenreichtum. Wenn nun alle genannten Bedingungen an Sommer-
und Winterunterbringung, an Substrat, Feuchtigkeit und Schädlingsbekämpfung
beachtet und wenigstens teilweise erfüllt werden, wird man ohne weitere
Hilfsmittel sehr viel Freude am Aussehen, Wachstum und Blütenreichtum
der Gymnocalycien haben. Erst wenn Gymnocalycien optimal kultiviert werden,
erkennt, man, was es für herrliche, vor Gesundheit strotzende Kakteen
sind, und niemand wird auf die Idee kommen, sie als "Stiefkinder" zu behandeln.
Einige Angaben zu
den Pflanzennamen (beschrieben von, am, usw. wurden von mir entfernt. Sind
aber im Orginal vorhanden.
Hinweis:
Auf Grund der verstrichenen Zeitspanne von der Erstveröffentlichung des Artikels
bis heute sind neue Erkenntnisse zu den Arten und zu Standorten vorhanden
(z.B. gibt es neue Standorterkenntnisse zum stellatum-Komplex),
Im Text erwähnte Erzeugnisse und Handelsnamen, z.B. "Wopil", gibt es heute nicht mehr.